Der Kulturverein

Die Geschichte von Carola Meißner

3. Platz im Wettbewerb „Die besten Lausitz-Geschichten“ (Einzelgeschichte)

Kultur- und Vereinsleben in Plessa sind undenkbar ohne unser Kulturhaus. Zur Rettung des Hauses gründeten wir 2008 den »Kulturverein Plessa«. Neben vielen Aktionen und Veranstaltungen, die wir mit dem Verein auf die Beine stellen, ist der Kreativmarkt ein herausragendes Beispiel unserer Arbeit.

Der Markt entwickelte sich zu einem Selbstläufer, obwohl er aus einer fixen Idee heraus entstand. Vor sieben Jahren wollten wir eine neue Veranstaltung im Kulturhaus ins Leben rufen und suchten etwas Besonderes, das es im Umfeld von mindestens dreißig Kilometern noch nicht gab. Zum Zeitpunkt der Veranstaltung sollte außerdem nichts anderes stattfinden. Es blieb nur der November, der sich als gute Wahl herausstellte: Die Saison für Außenmärkte ist abgeschlossen, die Adventszeit hat noch nicht begonnen. Claudia Drews, die sich selbst für Kunst interessiert und kreativ ist, kam die Idee: »Ich kenne viele Leute, die in der Waschküche oder der Garage basteln und zimmern. Es interessiert mich, die Ergebnisse zu sehen.« Ein simpler und grandioser Einfall.

Seither richten wir den Kreativmarkt im Kulturhaus aus. Das Gebäude schützt alle Aussteller und ihr Kunsthandwerk vor Wind und Wetter. Den ersten Markt veranstalteten wir aus Kostengründen im Kleinen Saal. Wir stellten Bauzäune auf, an die Hobby-Künstler und professionelle Maler ihre Bilder hingen. Im zweiten Jahr funktionierte das noch. Im dritten aber stand ich mit Claudia Drews in der Tür und sagte: »Hier kann es zum Domino-Effekt kommen. Wenn einer hängen bleibt und etwas umreißt, kippt alles um.«

Also planten wir im nächsten Jahr den Großen Saal zu nutzen – mit Bedenken. Wir fürchteten, ihn nicht zu füllen. Mittlerweile belegt der Markt alle Räume des Kulturhauses: nicht nur die beiden Säle, sondern auch das Foyer in beiden Etagen und die Gaststätte. Aus Platzmangel führen wir eine Warteliste mit Händlern, die wir auf das nächste Jahr vertrösten.

Einige Aussteller nutzten den Kreativmarkt als Sprungbrett und machten ihr Hobby zum Beruf. Eine Dame aus Elsterwerda beteiligt sich mit ihren schönen Glasperlen. Seit Neustem verkauft sie diese hauptberuflich. Eine Frau aus dem Nachbarort verkauft florale Gestecke. Beim dritten Markt etablierte sich ein Ritual: Alle stürmen nach der Eröffnung zu ihr, kaufen Grabgestecke für Totensonntag, schaffen sie nach Hause und kommen zurück, um den Markt in Ruhe zu genießen. Nach drei Stunden ist sie ausverkauft und betreibt nur noch ihren Basteltisch, an dem die Leute selbst Gestecke herstellen.

Neben diesen Vereinen existieren in Plessa noch andere. Viele kämpfen um Mitglieder und Nachwuchs. Alle versuchen, die jungen Plessaer zu begeistern. Besonders gut gelingt das dem Karnevalsverein, bei dem sich viele Kinder und Jugendliche beteiligen. Sollte der Karnevalsverein sterben, verliert Plessa eine wichtige Anlaufstelle für junge Leute.

Die Gefahr besteht heute zum Glück nicht! Unabdingbar dabei ist unser Kulturhaus, das nicht nur dem Karneval eine Heimstatt gibt.