So kam die Kultur wieder nach Marga

Die Geschichte von Margaritta Knobloch

Eine Biografie wie die meine wird es in Zukunft nur noch selten geben. Ich verbrachte mein ganzes Leben in Brieske, bin dort geboren, in den Kindergarten und zur Schule gegangen. Hier lernte ich in der Markscheiderei des Braunkohlenwerkes »Franz Mehring« den Beruf des Bergvermessers. Nach meiner Lehre arbeitete ich in der Haupttechnologie als Vermessungszeichner. Später qualifizierte ich mich in einem zweijährigen Abendstudium zum Teilkonstrukteur und blieb bis zu meinem Ruhestand für dasselbe Unternehmen tätig.

Dennoch verlief mein Leben nicht so geradlinig, wie es auf den ersten Blick scheint. Vor allem die Wende stellte mich vor neue Herausforderungen: Nach und nach wurden der Tagebau Meuro, die Brikettfabriken und Kraftwerke geschlossen, das Braunkohlenwerk gehörte nun zur LAUBAG. Ich musste mich zwischen der Arbeitslosigkeit und einem niedrig qualifizierten Job entscheiden. Dem Betriebsrat verdanke ich es, dass meine Wahl auf letzteres fiel. Fortan erfasste ich die technischen Unterlagen des BKK Senftenberg, arbeitete sie auf und archivierte sie. Diese Arbeit hatte ich nie gelernt, aber ich traute mir die Aufgaben zu. So blieb ich bis zu meiner Ruhephase der Altersteilzeit im Jahr 2005 dabei.

Mit der Pension kam der Traditionsverein Braunkohle Senftenberg auf mich zu und sagte: »Du hast doch die Unterlagen des BKK bearbeitet. Wir würden die gerne haben, und dich am besten gleich mit!« Ich freute mich, etwas für meinen Heimatort tun zu können und wurde Mitglied. Der Trubel, den mir meine aktive Mitarbeit in der Gemeinde bescherte, gefiel mir.

Auch die Gründung des Festkomitees, welches das alte Kulturhaus wieder zum Leben erwecken sollte, kam mir gelegen. Im Mai 2005 rief der ehemalige Wirtschaftsprofessor Erik von Grawert-May dazu auf, Ideen zur provisorischen Nutzung des Saales der Kaiserkrone zu entwickeln. Dies war die Geburtsstunde des Festkomitees zur Rettung des Saals der Kaiserkrone. Wir machten es uns zur Aufgabe, mit wenigen Mitteln die Kultur wieder da hin zu bringen, wo sie einmal gewesen ist. Unsere erste Veranstaltung, ein Tanzfest, fand am 27. August 2005 statt. Darauf folgten Weihnachtsmärkte, Kindertagsfeiern, Ausstellungen und Konzerte. Die Akustik des Saals ist sagenhaft und mit Musikern wie Mayer’s Clan, Keimzeit und dem Bergmanns-Chor erlebten wir wunderbare Abende. Leider wurde das Haus vor ein paar Jahren verkauft und uns blieb nichts anderes übrig, als das Festkomitee aufzulösen. Dennoch kann ich heute mit Stolz sagen: Wir haben wieder ein bisschen Kultur nach Marga gebracht.