Was ich mir für Geierswalde wünsche – Ein aufregender Erzählsalon in der Grubenlampe

Geiserswalder Erzählsalon in der Grubenlampe
Foto: Rico Hofmann

Neun Erzähler kamen in den 4. Geierswalder Erzählsalon in der „Grubenlampe“: Neu Zugezogene, Alt-Eingesessene sowie ein junger Dorfbewohner, dessen Familie schon lange im Dorf lebt. Arbeiter und Lehrer, Alte und Junge – versammelt an einem Tisch. Zu Gast war Frau Dr. Eisenberg, Geschäftsführerin vom Lausitz e.V.

Als erster erzählte der ehemalige Instandsetzer, der sich später zum Meister qualifizierte, aus seinem Arbeitsleben im Tagebau – witzig und freudig, zuweilen spannend wie ein Krimi. Er ist stolz auf seine Arbeit und Leistung – fünf Mal wurde er als Aktivist ausgezeichnet. Seine Frau, ehemalige Anlagenfahrerin am Förderband, ergänzte ihn.

Vierter Erzählsalon in Geierswalde
Foto: Rico Hofmann

Ohne Umschweife wurde dann zum Thema des Abends übergeschwenkt. „Was ich mir für Geierswalde wünsche“. Dazu wollten alle Anwesenden sprechen. Dabei entspann sich eine leidenschaftliche Debatte, bei der kein Blatt vor den Mund genommen wurde: Der Verlust der dörflichen Atmosphäre Geierswaldes als Teil einer besonderen Lebensqualität wurde von allen beklagt. Darunter wird nicht nur die dörfliche Ruhe verstanden, die durch den starken Tourismus empfindlich gestört ist. Besonders wird der Mangel an dörflicher Gemeinschaft und das Fehlen von Gemeinsinn betrauert. Gab es vor zehn Jahren noch viele gemeinsame Dorffeste und Aktivitäten, treffen die Dorfbewohner heute viel seltener aufeinander.

Eine Frau zitierte einen Alt-Bundesbürger: „Vergesst Eure Solidarität untereinander nicht. So etwas gibt es bei uns nicht.“

Rege wurden in Geierswalde Gedanken ausgetauscht an diesem Abend
Foto: Rico Hofmann

Was sind die Hintergründe für das Auseinandertriften der Gemeinschaft? Zwar ist schon lange absehbar, dass Geierswalde sich zu einem touristischen Ort entwickeln wird, aber von der schnellen Entwicklung wird es überrollt – im wahrsten Sinne – durch den Auto-Verkehr. Das zerreißt das Dorf:  Die Einwohner vermissen Unterstützung durch die Gemeinde. Sie haben das Gefühl, es wird über ihre Köpfe hinweg entschieden. Gefordert wird ein gestalteter Umgang; ein Tourismusmanager, eine Stabsstelle Tourismus.

Die Emotionen kochten hoch, denn die Bewohner fühlen sich ohnmächtig. Dabei gibt es viele Ideen und Vorschläge, die Lage zu verbessern, wie gemeinschaftlich ein Leitbild zu entwickeln  – aber sie werden nicht gehört.

Die rege Diskussion in der Grubenlampe
Foto: Rico Hofmann

Wie auf dem Theater wurden die Meinungen lautstark vorgetragen – das reinigt und befreit die Seele. In der leidenschaftlichen Debatte kamen endlich Enttäuschung und  angestaute Wut der letzten Jahre auf den Tisch. Das ist gut. Denn in diesem Engagement zeigt sich die Identifikation mit dem Ort und das Interesse an seiner Mitgestaltung.  Endlich hat der Erzählsalon auch hier seine Mission gefunden: „Geierswalde an einen Tisch“.

Indem gemeinsam Geschichten erzählt und die Wünsche ausgetauscht werden, kann ein neues Gemeinschaftsgefühl entstehen.  Alle Teilnehmer wünschten sich einen Diskussionsprozess, der mit allen Einwohnern geführt wird, so dass die unterschiedlichen Interessen ausgesprochen und miteinander verhandelt werden. Der Erzählsalon wird als eine Veranstaltungsform begriffen, in der das gelingen kann.

Die Teilnehmer wünschen sich, das Thema ein weiteres Mal auf die Tagesordnung zu setzen – und alle Geierswalder einzuladen mit Hilfe des Kuchenbrettes  – eine Geierswalder Tradition zur Verständigung im Ort. Doch zuvor, in der Fastnachzeit, treffen sich die Geierswalder erst einmal zum Zampern.

Am 24. Februar 2016 findet um 19 Uhr der nächste Erzählsalon in Geierswalde statt. Alle Bürger sind herzlich eingeladen, Geschichten aus Geierswalde zu erzählen und zu hören.

5 Gedanken zu „Was ich mir für Geierswalde wünsche – Ein aufregender Erzählsalon in der Grubenlampe

  1. Die Gespräche waren für mich lehrreich und interessant. Ich hoffe für die Zukunft, dass alle Wünsche fruchten.

  2. Eine lustige Gesprächsrunde war heute. Die Geschichten waren interessant und sehr erfrischend. Die Probleme, die angesprochen wurde, sind sehr wichtig für die weitere erfolgreiche Entwicklung in unserem Ort Geierswalde.

  3. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die meisten Teilnehmer die gleiche Meinung haben, dass die Entwicklung zu langsam geschieht, dass die Leute keine Rücksicht auf andere nehmen. Jeder denkt nur an sich (Das Gesellschaftssystem).

  4. Lehrreiche, amüsante Erzählweise mit vielen, teilweise informativen Inhalten. Sorgen und Wünsche der Geierswalder wurden sehr anschaulich und emotional erzählt und vorgetragen. Sehr gut.

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