Schule und Krieg

Die Geschichte von Käthe Beier

Ich wuchs in Lauchhammer-Süd auf. Meine Familie besaß eine Bäckerei. Ich wurde 1941 eingeschult. Unterricht fand kaum statt, denn es gab keine Lehrer. Die waren entweder In- validen oder im Krieg. Ein Lehrer hatte eine starke Gehbehinderung. Er ging am Stock. Er war böse und unbeliebt, weil er uns Kinder prügelte.
In der vierten Klasse behandelten wir das Deutschlandlied. Wenn ich un- sere Nationalhymne höre, erinnere ich mich an eine Szene im Musikunterricht. Wir sangen: »Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt«. Der Lehrer fragte: »Wer kann gut schreiben?« »Die Käthe«, riefen meine Mitschüler. Ich stieg auf die Trittleiter und schrieb die Worte mit Kreide an die große Tafel.

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Ein Pferd auf dem Flur: Geschichten aus der Gaststätte

Geschichte von Clemens und Jutta Schumacher

Clemens Schumacher: Meine Frau und ich kamen 1976 aus Berlin ins Kulturhaus. Jutta, die aus Plessa stammt, hatte zufällig das Stellenangebot gelesen. »Arbeit mit Wohnung« hieß es. Das interessierte uns, denn eine Wohnung zu finden war in der DDR nicht einfach. Die versprochene Wohnung befand sich direkt im Kulturhaus. Das schien ideal und so bewarben wir uns bei der HO, um die Gaststätte zu übernehmen.

Jutta Schumacher: Die HO war die Handelsorganisation der DDR. Sie bildete die staatliche Dachorganisation kleiner Lebensmittelläden und Restaurants. Anders als im Konsum gab es in den Läden der HO Waren besserer Qualität. Die kosteten allerdings auch mehr.

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Es lag an uns, etwas aufzubauen

Geschichte von Steffen Philipp

In den Siebzigerjahren herrschte in der Bergarbeitersiedlung in Sedlitz noch Ordnung. Die Leute achteten aufeinander und hielten zusammen. Wir Kinder erlebten eine sorgenfreie Kindheit. Im Ort gab es alles, was wir zum Leben brauchten: nicht nur einen Kindergarten und eine Schule, sondern auch einen Friseur, Arztpraxen, eine Sparkasse und Geschäfte. Wenn ich neue Schuhe brauchte, gab mir meine Oma Geld, ich ging zum Schuster und suchte mir ein schönes Paar aus. [Lesen Sie hier weiter]

Kampf um den Geierswalder See

Geschichte von Karl-Heinz Radochla

Ich wurde 1944 geboren und verbrachte meine Kindheit auf dem Grundstück meines Großvaters in Dörrwalde. Mein Vater fand als Tischler nach dem Krieg keine Arbeit. Also ging er in den Tagebau »Impuls« und arbeitete dort als Kipper – bis zu seinem Tode 1953. Da war ich neun Jahre alt und das älteste von fünf Kindern. Meine Mutter versorgte uns gemeinsam mit meinem Großvater. Er hatte eine kleine Landwirtschaft, die zum Überleben beitrug. Als Großvater 1957 starb, war meine Mutter allein. Ich musste, soweit das ging, die Vaterrolle übernehmen.

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Der Gästeführer

Geschichte von Erhard Reiche

Ich führe Gäste zu den Biotürmen in Lauchhammer. Ich mache das, weil ich es für notwendig erachte, mitzuteilen, was in der Vergangenheit passierte – in meinem Leben und in der Betriebsgeschichte. Was unsere Generation und die meiner Eltern leistete, kann man gar nicht genug würdigen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde unsere Industrie kaum zerstört, alle Brikettfabriken und Kraftwerke blieben erhalten. [Lesen Sie hier weiter]

Leben mit der Grube

Die Geschichte von Ingrid Radochla

2. Preis im Wettbewerb „Die besten Lausitzgeschichten“ (Einzelgeschichte)

Streng genommen bin ich eine Zugezogene. Anfang 1945 floh meine Familie aus Florsdorf, im damaligen Landkreis Görlitz. Heute heißt der Ort Zarska Wjes und liegt in Polen. Noch kurz vor Beginn unserer Flucht wurde ich, unter Kanonendonner, am 11. Februar getauft. Mein Vater konnte nicht an der Taufe teilnehmen, da er seit meiner Geburt keinen Fronturlaub mehr erhalten hatte.
Meine Großeltern und Eltern verloren durch den Zweiten Weltkrieg alles. Wir zogen mit dem Flüchtlingstreck nach Westen und kamen bei Bekannten in Hohenstein-Ernstthal unter. Dort blieben wir, bis uns der Vater meiner Mutter im Sommer 1945 zu sich nach Geierswalde holte. Bei ihm fanden wir in diesen wirren Zeiten ein neues Zuhause. Ich erinnere mich nicht an die Flucht, kenne aber die Erzählungen meiner Großeltern, meiner Mutter und meines vier Jahre älteren Bruders Dieter. Es muss schlimm gewesen sein. Wir marschierten an Dresden vorbei, als es gerade bombardiert wurde. Meine Mutter erzählte, dass sie die Stadt am Horizont tagelang brennen sah.

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Brieske? Da kannste nicht hin!

Geschichte von Gudrun Andresen

Brieske blieb für mich lange Zeit eine Bahnstation zwischen Forst und Lauchhammer. In Forst wohnte ich mit meiner Mutter und meiner Schwester Lore in einem Haus mit großem Garten. Oft besuchten wir unsere Tante Hanna und Cousine Friderun, die in Lauchhammer-Mitte, dem früheren Bockwitz, lebten. Der Zug führte uns jedes Mal in eine andere Welt. In Forst war alles sauber, weder Kohlenstaub noch Dreck hingen in der Luft. [Lesen Sie hier weiter]

Arbeiten in einer Kathedrale der Industrie

Geschichte von Wolfgang Alkier

Für mich ist das Kraftwerk heute ein wichtiges Industriedenkmal: In der Lehrwerkstatt von Plessa absolvierte ich von 1960 bis 1963 meine Ausbildung zum Elektriker. In dieser Zeit war ich für sechs Monate im Kraftwerk tätig. Wer lange Jahre hier arbeitete, sieht es natürlich mit anderen Augen. Der kennt jede Schraube, erlebte in der einen Ecke dieses und in der anderen Ecke jenes. Den alten Kraftwerkern ist ihr Arbeitsplatz so in lebendiger Erinnerung. [Lesen Sie hier weiter]