Ministerin Martina Münch auf der Buchpremiere: „Geschichten sind ein Geschenk“

Foto: Detlef A. Hecht
Katrin Rohnstock, Martina Münch und Rolf Kuhn Foto: Detlef A. Hecht

Abschlussworte von Dr. Martina Münch, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, zur Buchpremiere von »Lausitz. Lebensgeschichten einer Heimat« in Großräschen am 22.09.2016:

„Ein Schlusswort möchte ich gar nicht sprechen, denn es gibt keinen Schluss dieser Erzählsalons. Ich möchte mich ganz herzlich für diesen wunderbaren Vormittag und für die Möglichkeit bedanken, einige Ihrer Geschichten zu hören und nachzuempfinden, was in den Erzählsalons passiert ist.

Ich bin nicht überrascht, lieber Herr Kuhn, dass Sie mit dabei sind und hierfür auch eine Art Initialzündung waren. Denn das ist ja das, was Sie vor über sechzehn Jahren in der Lausitz getan haben: Sie gaben dieser Region, über die wirklich die Stürme der Veränderung hinweggegangen sind, wo viele Menschen die Grundlage für das, was sie für sicher glaubten, verloren haben, Mut: mit Ihrer Kraft, mit Ihrer Vision, mit Ihrem „Bei-den-Menschen-sein“. Im Grunde ist dieser Erzählsalon so etwas wie die Fortsetzung von dem, was Sie getan haben.

Wolfgang Roick, ich freue mich sehr, dass Du so hartnäckig gewesen bist, mir zu sagen, ich solle unbedingt zu dieser Buchpremiere kommen. Es war ein ganz großer Gewinn für mich.

Auch vielen Dank, Iris Gleicke, dass Du die Förderung für das Projekt übernommen hast. Das ist fantastisch, weil Du, glaube ich, mit Deiner besonderen Beauftragung für den Osten unseres Landes weißt, was das Leben hier bedeutet. Die Lausitz ist eine offene Region. Es ist eine Region, wo Perspektiven entwickelt werden, wo vieles zusammengebrochen ist, aber auch vieles neu entsteht. Ich kann an das anknüpfen, was Du gesagt hast: Wie können wir Dinge aufbrechen, dieses Gemeinsame miteinander finden, wenn nicht über Erzählen?

Foto: Detlef A. Hecht
Foto: Detlef A. Hecht

Am besten gefiel mir heute Morgen die Geschichte von Joschi. Seine Geschichte fand ich ganz großartig, weil Sie gezeigt hat, was passieren kann, wenn wir uns einander zuhören und wenn wir uns öffnen. Und auch die Geschichte mit den Flüchtlingen war sehr wichtig. Ich glaube, dass wir uns über das Geschichtenerzählen ein Stück weit unseres Menschseins vergewissern. Wir spüren beim Erzählen, dass wir eine große Gemeinschaft bilden und dass wir daraus viel Kraft ziehen.

Kinder lieben Geschichten. Alle, die Eltern sind, kennen das, wenn Kinder fragen: „Mama, erzählst du mir eine Geschichte?“ oder wenn sie die berühmte Gutenachtgeschichte hören wollen. Es gibt eine tolle Vorlese-Aktion vom Deutschen Buchhandel, die heißt »Ich schenk Dir eine Geschichte«. Und genau das haben Sie getan! Sie haben sich gegenseitig Geschichten geschenkt. Sie haben sich selbst etwas geschenkt, sich Ihrer Wurzeln und ihrer großen Stärke vergewissert, die in diesem Miteinander liegt – diesem Miteinander der Menschen hier in der Lausitz und allen, die hierher kommen, wie auch immer sie hierher gespült worden sind.

Ich kann ich Ihnen, liebe Frau Rohnstock, nur ganz herzlich Danke sagen und hoffen, dass sich diese Entwicklungen hier fortsetzen. Es ist ein Samen, der gesät wurde und der wachsen wird – in welcher Form auch immer. Da bin ich ganz sicher. Wir können das nur nach Kräften unterstützen. Ganz herzlichen Dank! Das ist wirklich großartig, was hier entstanden ist! Alles Gute für Sie alle. Glück auf!“