Ein bunter Nachmittag bei den Sedlitzer DFB-Frauen

Sedlitz_Tagebau
Foto: Rico Hofmann

Anknüpfend an die überraschende Begegnung im letzten Sedlitzer Erzählsalon zwischen den Damen des Demokratischen Frauenbundes (DFB) und den Geflüchteten aus dem benachbarten Übergangswohnheim gab es am 17. Februar nun ein weiteres spannendes Zusammentreffen – dieses Mal bei den DFB-Frauen in der Chronikstube im Bürgerhaus.

In Sedlitz gibt es noch eine sehr aktive Gruppe vom DFB. Die Damen treffen sich zum Stricken, Schwatzen, Billard spielen und verwalten die Bibliothek sowie die Chronikstube. Was die Frauen alles auf die Beine stellen, imponiert.

Sie verfügen zudem über einen großen Schatz: Wissen über die Region! Viele Mitglieder arbeiteten vor ihrer Rente im Bergbau oder in der Energieproduktion und lassen sich bis heute nicht die Butter vom Brot nehmen. Ihre Kinder und Enkel dagegen haben die Region auf der Suche nach Arbeit verlassen und hinterlassen eine Lücke.

Sedlitz_Fluechtlinge_Erklaerungen
Foto: Rico Hofmann

Zugleich gibt es im Übergangswohnheim wissbegierige junge Männer. In diesen Wohnheimen herrscht oft Langeweile. Sie sind eigentlich nur zur Überbrückung gedacht, aber in der Realität geht es zu wie auf einem Bahnsteig, auf dessen Anzeige steht: »Der Zug hat Verspätung und kommt in zehn Minuten«. Doch die Zeit wird nicht kürzer, es bleiben immer zehn Minuten. Diese jungen Menschen haben meist keine eine Möglichkeit, etwas über die Region, in der sie jetzt leben zu lernen. Das soll sich ändern. Deshalb luden wir und der DFB Interessierte an einen Tisch in die Chronikstube.

Unser Erzählsalon entwickelte sich zu einem bunten Reigen vergnüglicher Geschichten  rund um den Tagebau. Herausforderung Nummer Eins war überraschenderweise nicht die Sprache – Englisch können die Meisten sehr gut und für die Anderen wurde auf Arabisch übersetzt. Vielmehr fehlt das grundlegende Verständnis über regionale Besonderheiten, da es im arabischen Raum keine Kohle gibt. Dort gibt es Öl.

Sedlitz_Brikett
Foto: Rico Hofmann

Fix wurden die Gedenkbriketts aus dem Archiv geholt. Schöne Exemplare, die zur Erinnerung des sechzigsten Jahrestages der Gründung der UdSSR herausgegeben wurden. Die jungen Männer bekamen so die Möglichkeit, den Rohstoff zu begutachten, auf welchem die Entwicklung der Region Lausitz basierte. Die Erklärungen über den Ablauf eines Tagebaus wurden mit Bildern untermalt.
Manchmal fiel die Kommunikation dennoch schwer, denn die englischen Begriffe für Wörter wie Förderbrücke (conveyor bridge) und Schaufelradbagger (bucket-wheel excavator) sind nicht gerade alltagsgebräuchlich.

Die anfängliche Zurückhaltung der Zuhörerinnen wandelte sich rasch in Neugierde aufeinander um.
Die Geflüchteten erzählten im Austausch woher sie kommen, was sie bis zum Ausbruch des Krieges taten und was sie auf ihrer Flucht erlebten. Es blieb einem nichts anderes übrig als zu staunen über die Lebensgefahren und Entbehrungen, welche diese Menschen auf sich genommen hatten, um hierher zu kommen.

Sedlitz_Handy
Foto: Rico Hofmann

Scherze über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten bewahrten bei alldem die lockere Stimmung und es wurde viel gelacht.

Wir freuen uns, ein bisschen Heimatkunde für die vermeintlich Fremden veranstaltet zu haben und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.