Die Margaschen erinnern sich an reges Vereinsleben

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Foto: Sebastian Bertram

In den Wochen vor Karneval war das Birkchen in Marga Anlaufpunkt für viele kleine und große Narren. Sie stöberten im Kostümfundus der hier angesiedelten Niederlausitzer Kunstschule. Auch als unter dem Dach des Vereinshauses am 19. Januar der erste diesjährige Erzählsalon stattfand, musste Dörte Matthies, Vize-Vorsitzende des Birkchens, noch rasch in die Kleiderkammer, um Faschingsfreunden bei der Kostümsuche zu helfen – während im Versammlungsraum bereits erste Geschichten erzählt wurden. In Marga ist was los. Ein Satz, der den alteingesessenen Bewohnern der Gartenstadt früher sehr viel selbstverständlicher über die Lippen ging als heute. Darin waren sich die Teilnehmer des Erzählsalons einig, als sie der Vergangenheit des einst regen Vereinslebens in diesem Ortsteil von Senftenberg nachspürten.

Maria Lehmann erzählte von ihrer Arbeit im Keramikzirkel in den 70er-Jahren, als sie 10 bis 15 Kinder in einer Gruppe betreute. „Wir mussten uns den Ton von der Halde des Tagebaus besorgen“, erzählte sie. „Wir konnten ihn nicht einfach kaufen. Er wurde geschlemmt, gestampft und geschlagen, damit wir mit ihm arbeiten konnten.“ Es gab damals eine Menge zu tun: Der Keramikzirkel stellte zu DDR-Zeiten Auftragsarbeiten her, z.B. für den Jugendwettbewerb „Die Messe der Meister von morgen“ oder für die deutsch-polnischen Kulturtage der Bergleute. Als 1973 der erste Strandabschnitt des Senftenberger Sees eröffnet wurde, fertigte Lehmann mit ihren Kindern für diesen Festakt eigens Kacheln an. „Unsere Produkte waren sehr attraktiv, sie wurden bei Ausstellungen hin und her gereicht“, erinnerte sich die Leiterin des Keramikzirkels, der heute als AG unter dem Dach des Birkchens beheimatet ist.

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Foto: Sebastian Bertram

Seit der Wende ist es sehr viel ruhiger geworden. Für Maria Lehmanns Keramikzirkel – aber auch im Margaer Vereinsleben generell. Oft bleibt die Organisation an zu wenigen Menschen hängen. Als Dörte Matthies mit einiger Verspätung am Erzählsalon-Tisch saß, erzählte sie, wie schwer es sei, die Vereinsarbeit im Birkchen ohne entsprechende Mittel zu gewährleisten. Der Aufwand sei zu groß. „Es ist verdammt schwierig, wenn man manchmal zu nichts anderem kommt als sauber zu machen“, erzählte sie. Und auch ehrenamtliche Arbeit müsse organisiert und koordiniert werden, so die stellvertretende Birkchen-Vorsitzende.

Die Erzählsalon-Teilnehmer waren überzeugt davon, dass es in Marga genügend Potential für rege Kulturarbeit gibt. Problematisch sei jedoch, dass viele Vertreter des früheren Vereinslebens weggezogen sind und dass zu wenig gemeinschaftliche Treffpunkte existieren. Für Zugezogene ist Marga bzw. Brieske vor allem Wohngegend. Zum Arbeiten, Einkaufen und Vergnügen fahren sie in benachbarte Orte oder gar nach Cottbus, Dresden und Berlin. Damit Marga als Lebensmittelpunkt wieder erfahrbarer wird, braucht es aber auch die vielen neu Zugezogenen. Sie sind zusammen mit den alteingesessenen Bewohnern des Ortsteils eingeladen, beim nächsten Erzählsalon im Birkchen zu erzählen, welche Erwartungen sie an die Zukunft ihrer Heimat haben. Deshalb lautet das Thema am Dienstag, den 23. Februar 2016, um 17 Uhr: „Was ich mir für Marga wünsche“.

6 Gedanken zu „Die Margaschen erinnern sich an reges Vereinsleben

  1. Das Vereinsleben in Marga-Brieske war ein ausgeprägtes, gut gefördert vom BKK und wurde von den Menschen sehr gut angenommen. Leider ist nach der Wende vieles den Bach hinuntergegangen.

  2. Die Berichte waren sehr interessant für mich, da viele Erlebnisse aus der Zirkelarbeit mitgeteilt wurden.

  3. Der Erzählsalon hat mir sehr gut gefallen. Alte Erinnerungen wurden aufgefrischt. Es gibt doch sehr viel über Marga-Brieske zu berichten.

  4. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Vertreterin der Marga-Fanfaren anwesend war. Ich habe sogar etwas Neues darüber erfahren.

  5. Die Gespräche über die Entwicklung des Vereinslebens in der Gartenstadt sind sehr interessant und lassen ein sehr vielfältiges und breit gefächertes Gemeinschaftsleben erkennen. Damit sind die Zielstellungen für die Zukunft abzuleiten.

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