Der Startschuss in der Lausitz ist gefallen!

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Frau Iris Gleicke, Professor Rolf Kuhn, Katrin Rohnstock; Foto: Andre van Uehm

Am 26.06.2015 fiel der feierliche Startschuss zu »Die Lausitz an einen Tisch«.

In Anwesenheit der Beauftragten für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke, sowie der Erzählsalon-Teilnehmer, weiterer lokaler Akteure und Gäste, erläuterten die Projektinitiatoren, welche Impulse sie sich für die Lausitz versprechen. Nach einem ersten gemeinsamen Erzählsalon mit Teilnehmern aller fünf Projektstandorte klang der Abend in gemütlicher Runde bei Gegrilltem und den Liedern von Gerhard Gundermann aus.

Frau Iris Gleicke, Ostbeauftragte der Bundesregierung
Frau Iris Gleicke, Ostbeauftragte der Bundesregierung; Foto: Andre van Uehm

In ihrem Grußwort betonte Iris Gleicke, die besondere Rolle sozialer Kommunikation für das Aufleben neuer Zukunftsideen und deren Umsetzung über konkrete, eigenverantwortliche Projektvorhaben. Sie würde »Die Lausitz an einen Tisch« im Auge behalten und freue sich auf die Geschichten der Lausitzer.

Katrin Rohnstock, Inhaberin von Rohnstock Biografien und Initiatorin des Projektes, stellte das Projektkonzept vor, das auf langjährigen Erfahrungen mit Erzählsalons in verschiedensten Kontexten basiert. Die Erfahrungen, die das Team von Rohnstock Biografien bisher sammeln konnte, bringt es nun in Kooperation mit dem IBA-Studierhaus Lausitzer Seenland e.V. in die Lausitz.

„Das Beieinandersitzen und Erzählen ist eine sehr alte und sehr wirkungsvolle Möglichkeit, Menschen zueinander zu bringen und Erfahrungen auszutauschen. Dabei geht es keinesfalls nur um das Erzählen von Erfolgsgeschichten, sondern Frust und Enttäuschung sind genauso wichtig mitzuteilen. Leider hat unser modernes Leben kaum Raum und Zeit dafür. Wir müssen Raum und Zeit bewusst organisieren. Das Veranstaltungsformat des Erzählsalons dient dazu. Hier werden die Bedürfnisse, aber auch die Potentiale der Erzähler deutlich. So können füreinander Hilfsstrukturen und gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickelt werden. Viele Menschen in der Lausitz sind resigniert. Ihnen zuzuhören, ihre Erfahrung ernst zu nehmen, das ist der erste Schritt, um neue Bürgerbeteiligungen zu initiieren. Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Prof. Kuhn und dem IBA-Studierhaus regional verwurzelte Partner gefunden haben, deren Strukturentwicklungsansatz und unser soziales Know-how des Erzählspezialisten auf eine wunderbare Weise ergänzen.“

Frau Iris Gleiche und Professor Rolf Kuhn
Frau Iris Gleiche und Professor Rolf Kuhn; Foto: Andre van Uehm

Prof. Rolf Kuhn, Vorsitzender des IBA-Studierhaus e.V. und von 1998 bis 2010 als damaliger IBA-Geschäftsführer in der Lausitz aktiv, stellte die ausgewählten Projektstandorte in den fünf ländlich geprägten Gemeinden vor. Jeweils durch ganz spezifische Problemfelder und Brüche gekennzeichnet, kann das nun startende Projekt dabei an die Erfahrung und Akteursvernetzung der IBA-Arbeit anknüpfen. „Ich freue mich, dass über die Methode der Erzählsalons nun fünf Jahre nach der IBA auf neue Weise kollektive Identitäten von unten befördert werden, welche die Menschen dazu ermutigen und aktivieren, sich einer Neubelebung ihres Lebensumfeldes an den jeweiligen Projektstandorten zu widmen“.

Dr. Ralph Richter vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) interessiert das Projekt aus regionalwissenschaftlicher Sicht. Sein Forschungsfokus richtet sich auf Landgemeinden in strukturschwachen ländlichen Regionen, in denen sich gesellschaftliche Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und/oder Zivilgesellschaft aufmachen, um kreative Auswege aus ihrer Problemlage zu suchen. „Die Frage ist, wie es den Beteiligten über innovative Projekte gelingt, aus der für so viele ländliche Gemeinden typischen Abwärtsspirale herauszukommen“, betonte er. Das IRS wird »Die Lausitz an einen Tisch« wissenschaftlich begleiten. „Wir wollen herausfinden, wie die Erzählsalons als besondere Form der Kommunikation das Miteinander in den Gemeinden stärken und wie sich daraus Impulse für neuartige Entwicklungen und Initiativen ergeben“.

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Der erste Erzählsalon im IBA-Studierhaus; Foto: Andre van Uehm

Der im Anschluss an die Redebeiträge durchgeführte erste Erzählsalon bildete den Auftakt für die Erzählsalonreihen an den fünf Projektstandorten. Die Menschen sind dort zum Erzählen und Zuhören eingeladen. Im gemeinsamen Austausch erhalten sie die Chance, brach liegende Visionen zu teilen und neu aufleben zu lassen.

 

Weitere Bilder von der Veranstaltung finden Sie auf der Seite der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer.

Ein Gedanke zu „Der Startschuss in der Lausitz ist gefallen!

  1. Das Projekt „Die Lausitz an einen Tisch“ bietet insbesondere auch zusammen mit dem Jahrestreffen der Zukunftswerkstättenmoderatoren im Mai 2016 im IBA-Studierhaus eine hervorragende Gelegenheit, der Allgemeinheit den Anstoß zum Aufbruch in eine kooperative Marktwirtschaft zu geben, die die zerstörerische gegenseitige Bekämpfung der Marktteilnehmer beendet und eine grundsätzliche gegenseitige Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit ermöglicht. Von der Biologie wird seit Jahrzehnten grundsätzlich verstanden, wie die Antriebe zu den lebensnotwendigen Tätigkeiten in jedem einzelnen Organismus selbst funktionieren. Diese natürlichen Antriebe einer funktionstüchtigen Arbeitswelt werden in der Psychologie die produktiven Bedürfnisse genannt.
    Die Berliner Psychologin Ute Holzkamp-Osterkamp beschrieb sie als die „Grundlagen der psychologischen Motivationsforschung“, und dazu ist bereits 1975 der erste Band ihres zweibändigen Buches erschienen. Sie können als die Grundlagen einer umwelt- und sozialverträglichen und wirtschaftlich erfolgreichen Arbeitwelt der Zukunft durch die gesamte Wissenschaft und die Gesellschaft entdeckt werden.
    Bis jetzt herrscht das neoliberalistische Dogma, dass Arbeit ein Wettkampf im Erwerben von möglichst viel Geld sei. Die zerstörerische Wirkung dieses sozialdarwinistischen Dogmas ist längst allgemein bekannt. Doch die fällige neue Vorstellung, dass die produktiven Bedürfnisse der gesunde Antrieb der Arbeit sind, so dass die Arbeit selbst als Teil eines reichen und glücklichen Lebens organisiert werden kann und jegliche gegenseitige Bekämpfung nutzlos ist, konnte bis jetzt nicht das Bewusstsein der Allgemeinheit erreichen. Denn die allgemeine Wettkampf-Mentalität bedeutet überall ein ständiges Gehetztsein der Menschen, das sie nicht zu grundsätzlicher Besinnung kommen lässt. Aber die Erzählsalons in der Lausitz können genügend Freiräume für die erforderliche Kreativität schaffen.

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