Alteingesessene, Zugezogene und Touristen – Wie wollen wir miteinander leben?

2. Platz im Wettbewerb „Die besten Lausitz-Geschichten“ (Kollektivgeschichte)

Klaus Sauer: Für mich stand schon immer fest, dass ich nach Geierswalde zurückkehren würde. Hier wuchs ich in den Siebziger- und Achtzigerjahren auf und spielte mit meinen Freunden auf der Straße. Als ich in den frühen Neunzigern zum Studium nach Güstrow und Dresden ging, wusste ich, dass ich eines Tages zurückkommen würde. In meinem Heimatort wollte ich leben und alt werden. [Lesen Sie hier weiter]

Kampf um den Geierswalder See

Geschichte von Karl-Heinz Radochla

Ich wurde 1944 geboren und verbrachte meine Kindheit auf dem Grundstück meines Großvaters in Dörrwalde. Mein Vater fand als Tischler nach dem Krieg keine Arbeit. Also ging er in den Tagebau »Impuls« und arbeitete dort als Kipper – bis zu seinem Tode 1953. Da war ich neun Jahre alt und das älteste von fünf Kindern. Meine Mutter versorgte uns gemeinsam mit meinem Großvater. Er hatte eine kleine Landwirtschaft, die zum Überleben beitrug. Als Großvater 1957 starb, war meine Mutter allein. Ich musste, soweit das ging, die Vaterrolle übernehmen.

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Leben mit der Grube

Die Geschichte von Ingrid Radochla

2. Preis im Wettbewerb „Die besten Lausitzgeschichten“ (Einzelgeschichte)

Streng genommen bin ich eine Zugezogene. Anfang 1945 floh meine Familie aus Florsdorf, im damaligen Landkreis Görlitz. Heute heißt der Ort Zarska Wjes und liegt in Polen. Noch kurz vor Beginn unserer Flucht wurde ich, unter Kanonendonner, am 11. Februar getauft. Mein Vater konnte nicht an der Taufe teilnehmen, da er seit meiner Geburt keinen Fronturlaub mehr erhalten hatte.
Meine Großeltern und Eltern verloren durch den Zweiten Weltkrieg alles. Wir zogen mit dem Flüchtlingstreck nach Westen und kamen bei Bekannten in Hohenstein-Ernstthal unter. Dort blieben wir, bis uns der Vater meiner Mutter im Sommer 1945 zu sich nach Geierswalde holte. Bei ihm fanden wir in diesen wirren Zeiten ein neues Zuhause. Ich erinnere mich nicht an die Flucht, kenne aber die Erzählungen meiner Großeltern, meiner Mutter und meines vier Jahre älteren Bruders Dieter. Es muss schlimm gewesen sein. Wir marschierten an Dresden vorbei, als es gerade bombardiert wurde. Meine Mutter erzählte, dass sie die Stadt am Horizont tagelang brennen sah.

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Die Hilfsbereitschaft im Dorf war groß

Die Geschichte von Gerhard Nickus

Bei den meisten Bauern in unserer Gegend reichten die landwirtschaftlichen Erträge kaum zum Leben. Die Böden waren nicht gut. Für sie kam der Bergbau gerade recht – das war ein sicherer und verhältnismäßig guter Verdienst. Die Bergbaugesellschaft ILSE AG hatte die landwirtschaftlichen Flächen um Geierswalde, unter denen Kohle vorkam, bereits 1913 erworben. Doch die Bauern durften sie so lange weiter bewirtschaften, bis die Kohle angeschnitten wurde. Das war 1952. [Lesen Sie hier weiter]

Entweder ihr wohnt auf eurer Scholle, oder ihr lebt im Dorf

Die Geschichte von Roland Sängerlaub

In den Achtzigerjahren wohnte und arbeitete ich mit meiner Frau Belinda in Hoyerswerda. Noch heute sind wir hauptberuflich in der Kinder- und Jugend- sowie Familienhilfe tätig. Eine Dienstreise nach Senftenberg führte mich erstmals durch Geierswalde. Ich fuhr durch den Ort und fühlte mich irgendwie wohl. Wie ich später herausfand, wurde Geierswalde 1401 – genau im selben Jahr wie der Ort, in dem ich Kind war – zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Vielleicht spürte ich daher eine gewisse Verbundenheit. Das kleine Dorf mit seinen Vierseithöfen und der alten Kirche blieb mir jedenfalls in Erinnerung.

Mit dem Bauboom in den Neunzigern kam in mir der Wunsch auf, wieder aufs Land zu ziehen. Als ich meiner Frau davon erzählte, zeigte sie mir ganz geradeheraus einen Vogel. Im Grunde genommen hatte sie recht. Wir waren jung, hatten zwei Kinder, fingen beruflich gerade erst an uns zu profilieren und verdienten nicht viel Geld. Es war die Zeit der Wende – die DDR existierte nicht mehr. Eine Umschulung zum BRD-Bürger gab es nicht. Mit den Umbrüchen und daraus resultierenden Problemen blieben wir auf uns allein gestellt. Aber wir hatten Ideen und wollten die neue Freiheit als Chance nutzen. [Lesen Sie hier weiter]

Landwirtschaft – Bergbau – Tourismus:
Der Dreiklang von Geierswalde

Die Geschichte von Manfred Liehn

Vor 100 Jahren lebten die Menschen in Geierswalde von der Landwirtschaft. Handwerker gab es kaum. Das Dorf war im Vergleich zu heute bitterarm und die Bauern führten ein hartes Leben von ihrem kargen Boden. Dass der Bergbau Wohlstand in die Region bringen würde, wussten auch die Bauern. So beschwerten sie sich nicht, als Anfang der 1950er Jahre der Bergbau schließlich nach Geierswalde kam und ihr Ackerland für die Kohlegruben weichen musste. [Lesen Sie hier weiter]

Gehen oder Bleiben

Die Geschichte von Christian Benusch

Der bisher größte Schicksalsschlag meines Lebens ereilte mich im Alter von 2 Jahren, im Dezember 1991. Meine Schwester und ich wollten rodeln gehen. Wir wohnten auf einem alten Vierseitenhof hier im Dorf, den ein großes Tor zur Straße hin begrenzte. Ich kleiner Steppke zog wie ein Wilder an dem Tor und da kam es auf mich herabgestürzt. [Lesen Sie hier weiter]