Das Herz klopft bis zum Hals – mein erster Erzählsalon als frisch gebackener Salonnier

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Am 27. April lud Christian Völker, frisch ausgebildeter Salonnier, voller Enthusiasmus zu seinem ersten Erzählsalon in Hoyerswerda. Mit dem Thema „Wie ich nach Hoyerswerda kam“ hoffte er, seine Mitbürger aus den Häusern und an einen Tisch zu locken. Diese Aufgabe meisterte er mit Bravour, und entlockte den zahlreich erschienenen Teilnehmern wunderbare Geschichten aus und über die (Heimat-)stadt. – Ein Text von Christian Völker

Es ist Mittwoch, der 27. April. Ich komme aus der Schule, springe fix unter die Dusche und sammle meine sieben Sachen ein, die ich für meinen Erzählsalon brauche. Bevor es in die Kulturfabrik (KuFa) geht, wo der Erzählsalon stattfinden soll, muss ich noch schnell bei meiner Mutti vorbei. Sie hat Omas alte weiße Tischdecken aus den Schränken gekramt, gewaschen und gebügelt, und drückt sie mir in die Hand.
Noch bin ich relativ entspannt, denn bis 18 Uhr – dem Beginn meines ersten eigenen Erzählsalons, ist ja noch Zeit, denke ich zumindest.

Auf dem Theaterdachboden im Bürgerzentrum Braugasse 1, wo die KuFa beheimatet ist, rücke ich Tische und Stühle, um aus dem Probenraum einen Erzählraum zu zaubern.
Gar kein leichtes Unterfangen, denn schon der Tisch ist leider nicht so, wie ich es mir erträume. Es ist ein Konferenztisch, der unglaublich funktional ist. Nur leider fehlt ihm das gewisse Etwas, dass Holztische haben – besonders, wenn sie selbst schon Geschichten erzählen.
Mit Omas Tischdecken, Kerzen und Blumen zaubere ich auf dem Tisch etwas Atmosphäre. Unterdessen ist auch schon Philipp Eins, ein Reporter von Deutschland Radio Kultur da und stellt mir ein paar Fragen.

Wo ist die Zeit geblieben? Mein Puls steigt. Aus unserem Café hole ich Gläser.
In der nun immer ansteigenderen Aufregung gleitet mir eines der guten Weingläser aus der Hand und zerspringt in hunderte Teile. Naja, Scherben bringen Glück, denke ich mir.

erster-Erzaehlsalon-Hoyerswerda3Mittlerweile ist es eine halbe Stunde vor Beginn. Die ersten ErzählerInnen haben den Weg auf den versteckten Dachboden gefunden. Ich freue mich, dass es mal nicht die üblichen Gesichter sind, die im Haus oft gesehen werden. Stück für Stück füllt sich der Raum und am Tisch wird es langsam eng.

Wie bemerkt Nepomuk: „Das ist wohl der Erzählsalon mit den meisten Aufnahmegeräten“. So ist es auch, denn er selbst schneidet mit, Aspasia Krause, die hier für ihre Bachelorarbeit forscht, schneidet mit und natürlich Philipp vom Radio.

Eine wunderbar gemischte Runde mit Erzählerinnen und Erzählern mittleren und höheren Alters, aber auch ein paar junge Menschen sind gekommen. Sie halten sich im Hintergrund und wollen eigentlich nur zuhören. Das Thema meines ersten Erzählsalons lautet „Wie ich nach Hoyerswerda kam“.

erster-Erzaehlsalon-Hoyerswerder1Sofort fängt eine Dame zu erzählen an. Es ist wie ein Lauffeuer mit wunderbaren Geschichten von Dorfeigemeindungen, den Umzug in die „Platte“ und die ersten Eindrücke einer wachsenden Stadt. Ein kurzer, knackiger Erzählsalon, der sich von selbst lenkt und leitet… So kann ich mich ganz den Geschichten hingeben und mich an ihnen erfreuen.
Ich habe Katrin Rohnstock noch im Ohr, die im Seminar zur Ausbildung zu uns angehenden Salonnièren und Salonniers immer sagte: „das Kollektiv ist klug“. Diese Erfahrung mache ich an diesem Abend auch.

Viele wollen wieder kommen und auch ich freue mich schon auf den letzten Mittwoch im Monat, denn da ist immer Geschichtenzeit – Erzählsalon in Hoyerswerda.